(1869 – 1945)
Lasker-Schülers Prosatext „Mein Herz“ erschien erstmals (1910/1911) in der Kunstzeitschrift „Der Sturm“ als ein Briefroman, dessen Fortsetzungen in Berlins Kaffeehäusern, dem Hauptwohnort der Dichterin, mit Spannung erwartet wurden.
Das Ensemble Tityre hat Passagen aus dem Roman ausgewählt und sie zu einer Rede montiert, die die Kaffeehausöffentlichkeit portraitiert und sich gleichzeitig an sie wendet: unsere Schauspielerin steht vor einer Staffelei und rezitiert beim Versuch, ein „richtiges“ Herz zu malen, die Briefe. Bissiger Spott über illustre Kaffeehausgäste, ironische Gnade und leises Innehalten wechseln einander ab.
Flöte, Oboe und Klavier erzeugen mit Werken von G. Jacob, F. Reizenstein, S. Karg-Elert u.a. eine Klangwelt, die die unterschiedlichen Facetten der Lasker-Schülerschen Prosa hervorhebt: das Freche, fast Kabarettistische, das Melancholische, das Schrille, und nicht zuletzt auch das Ernste als Ausdruck der Bedrohung durch den aufkommenden Faschismus. Gedichte Lasker-Schülers und Zeitzeugenberichte ergänzen das Porträt und lassen die einzigartige Stimmung der Berliner Gründerzeit wieder aufleben. „Das Ensemble Tityre verstand es von den ersten Tönen an, Kaffeehaus-Atmosphäre zu verbreiten.“, schrieb die Rhein-Main-Zeitung.