Weibermusik
Weibermusik
Die wenigsten von ihnen kennt man, vielleicht noch Fanny Hensel, Anna Amalie von Preußen oder Lili Boulanger. Aber was ist mit Madeleine Dring, Mel Bonis oder Marguerite Sara Roesgen-Champion, um nur einige wenige Namen zu nennen? Die Existenzen hinter diesen Namen führen oft ein schattenhaftes Dasein, vergessen, unbemerkt oder nur in ihrem Herkunftsland bekannt. Das Ensemble Tityre spürte ihnen nach und entdeckte unbekannte Werke und außergewöhnliche Lebensgeschichten. Unsere Schauspielerin schlüpft in die Rolle der Komponistinnen und für einen Moment hört man sie von ihrem Leben erzählen:
Da ist die 16-jährige Anna Bon, ein Wunderkind des venezianischen Barock, deren Spur als 20-Jährige seltsam abbricht. Da ist Cécile Chaminade, die, ohne zu wissen, was sie tut, mit acht Jahren im Schoß einer Seefahrerfamilie sakrale Kompositionen verfasst und nichts von ihrem späteren Weltruhm ahnt. Oder Lili Boulanger, deren Temperament und großes Talent die ganze Gesundheit der jungen Komponistin fordern. Die Geschichten berühren und sensibilisieren die Wahrnehmung für die Werke der Komponistinnen auf eine sinnliche Weise: Aufmerksam, neugierig und gespannt hört man ihnen zu.
Leben und Können der Künstlerinnen bekommen ein Gesicht. Aus den unbekannten Namen sind vorstellbare Gestalten, aus der einst abfällig und undifferenziert benannten „Weibermusik“ unterscheidbare Persönlichkeiten mit charakteristischen Werken geworden, erinnerbar und bemerkenswert. Das Programm, mit dem das Ensemble 1997 sein eigenes Profil fand, hat bis heute nichts an Aktualität verloren.